Die Mythen der Hochbegabung
Es gibt viele Mythen über Hochbegabung und viele davon glauben wir. Lasst uns herausfinden, ob sie richtig sind. Herzlich willkommen zum ersten Teil meiner Myth Buster Reihe zum Thema Hochbegabung.

Wir alle wissen ganz viel über Hochbegabung. Gefühlt jede:r hat eine Antwort, wenn sie gefragt werden, was Hochbegabung bedeutet. Irgendwie klingen die Antworten alle gleich, aber richtig treffend sind sie in der Regel nie.
Daher räumen wir ein für allemal mit diesen Mythen rund um Hochbegabung auf.
Und da es sehr viele sind und die Antworten etwas ausführlicher als nur "Stimmt nicht!" sind, wird es mehrere Teile geben. Halte also die Augen offen für den nächsten Teil.
Here we go. Herzlich willkommen zum ersten Myth Buster Blogbeitrag: alles, was wir über Hochbegabung wissen sollten, bevor wir glauben können, etwas darüber zu wissen.
Mythos 1: Jedes Kind ist hochbegabt.
Busted: Hochbegabung trifft auf ca. 2% der Gesamtbevölkerung zu.
In der aktuellen Forschung existiert keine einheitliche Definition von Hochbegabung. Gemeinsam ist allen verschiedenen Modellen jedoch das Vorliegen einer sehr weit überdurchschnittlichen intellektuellen Leistungsfähigkeit.
Traditionell werden Menschen als „hochbegabt“ bezeichnet, die in einem Intelligenztest einen Intelligenzquotienten (IQ) von 130 bzw. einen Prozentrang von 97,7 und höher erreichen. Der Prozentrang gibt dabei an, wie viel Prozent der Vergleichsgruppe gleich große oder kleinere Werte erzielt. Ein Prozentrang von 97,7 bedeutet beispielsweise, dass nur 2,3 Prozent der gleichaltrigen Kinder gleich große oder bessere Werte erzielt, d.h. dass das Kind zu den 2,3 Prozent der Besten gehört. Ein Prozentrang von 50 kennzeichnet ein durchschnittliches Ergebnis. Nach dieser Definition sind zwei bis drei Prozent der Bevölkerung als hochbegabt zu bezeichnen.
Neben der Unterscheidung zwischen einer durchschnittlichen und einer überdurchschnittlichen Intelligenz kann man innerhalb der Gruppe der Hochbegabten noch zwischen den Hochbegabten (meist ab einem Prozentrang von 97,7) und der Gruppe der Höchstbegabten (ab einem Prozentrang von ca. 99,7) unterscheiden.
Mythos 2: Hochbegabten fliegt alles zu.
Busted: Eine besondere Begabung bedeutet nicht, dass automatisch außergewöhnliche Leistungen erbracht werden.
Eine besondere Begabung bedeutet nicht, dass automatisch außergewöhnliche Leistungen erbracht werden. Eine Hochbegabung ist weder eine Garantie für schulischen noch für beruflichen Erfolg. Ob eine Hochbegabung sich auch in außergewöhnlichen Leistungen zeigt, ist von verschiedenen vermittelnden Faktoren abhängig. Zu diesen Faktoren gehören zum einen Persönlichkeitsmerkmale der begabten Person wie z.B. Motivation, Ausdauer, Leistungsbereitschaft oder Temperament, aber auch vermittelnde Faktoren der Umwelt wie z.B. die Förderung im Elternhaus und in der Schule, die Akzeptanz von Kindern und Erwachsenen, das Familienklima oder kritische Lebensereignisse. Wenn alle Faktoren positiv zusammenwirken, kann das hochbegabte Kind seinen Fähigkeiten entsprechende Leistungen zeigen. Dabei setzen intellektuelle – genau wie sportliche oder musikalische – Höchstleistungen neben einer grundlegenden Begabung auch ein intensives Training bzw. ein jahrelanges Üben voraus. Eine Hochbegabung ist keine statische Eigenschaft, sondern muss stets gefördert werden, damit sie sich weiterentwickeln kann.
Mythos 3: Hochbegabte können alles besser.
Busted: Hochbegabung zeigt sich häufig nur in bestimmten Bereichen.
Ab einem IQ von 130 spricht man von intellektueller Hochbegabung. Der hohe IQ bedeutet nicht, dass diese Personen alles können. Es bedeutet nur, dass das intellektuelle Leistungsvermögen in bestimmten Bereichen stark ausgeprägt ist. Hochbegabung kann den logisch-mathematischen Bereich, den sprachlichen Bereich, den musikalischen Bereich, den sportlichen Bereich oder den sozialen Bereich betreffen. Die meisten dieser Bereiche lassen sich durch Tests messen, einige jedoch nicht, wie zum Beispiel soziale oder Emotionale Intelligenz. Dass jemand in mehreren Bereichen hochbegabt ist, kommt eher selten vor.
Mythos 4: Hochbegabte sind komische Typen.
Busted: Jedes Kind ist einzigartig - egal ob hochbegabt oder nicht.
Wer denkt nicht auch sofort an Albert Einstein, wenn man Hochbegabung hört? Der Mann, der als kleines Kind zwar bereits Quadratwurzeln im Kopf ziehen konnte, aber nicht in der Lage war, Freunde zu finden. Oder das Bild eines kleinen Wolfgang Amadeus Mozarts, ein Wunderkind und musikalisches Genie, der keine Manieren hatte und nicht mit Geld umgehen konnte.
Ja, Hochbegabte scheinen anders, aber viele auch wieder nicht. Bei den einen ist die Hochbegabung sehr offensichtlich, bei anderen nicht. Die einen Hochbegabten haben einen großen Freundeskreis, die anderen nicht. Manche Hochbegabte leiden mit jedem und allem mit und haben ihren Weltschmerz über ihr ganzes Gesicht geschrieben. Andere Hochbegabte wiederum können die Gefühle von anderen Menschen nur schwer lesen und mit ihren eigenen manchmal nichts anfangen.
Kurzum: Hochbegabte sind nicht komischer als Normalbegabte. Denn wie ein (hochbegabter) Mensch im Alltag zurechtkommt, hängt nicht nur von seinen geistigen, sondern auch von seinen persönlichen Fähigkeiten ab.
Mythos 5: Hochbegabte fallen durch besonders gute schulische Leistungen auf.
Busted: Manche Hochbegabte brauchen Nachhilfe, um ihr Potenzial in Leistung umsetzen zu können.
Ob hohe schulische Leistungen erbracht werden hängt nicht von der Begabung sondern von vielen persönlichen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel die Bereitschaft zu lernen und sich anzustrengen, Konzentrationsvermögen und emotionale Stabilität. Somit kann es sein, dass einige hochbegabte Kinder und Jugendliche in der Tat durch besonders gute schulische Leistungen auffallen. Manche von ihnen können jedoch ihr hohes Potenzial nicht in Leistung umsetzen und liegen im oder sogar unter dem Klassendurchschnitt.

Jetzt bist du gefragt:
Welche dieser Mythen hast du bisher geglaubt und welche Antwort hat dich am meisten überrascht? Schreib in die Kommentare. Ich freu mich!
Learn. Grow. Inspire.
Marisa
Quellen:
Tübinger Institut für Hochbegabung: https://www.tuebingerinstitut-hb.de/informationen-ueber-hochbegabung/was-versteht-man-unter-hochbegabung/
Das CJD - Die Chancengeber: https://www.cjd.de/unsere-themen/bildung-und-begabung/sieben-irrtuemer-ueber-hochbegabung/)