Zu Beginn des neues Jahres habe ich mich bei einer Yoga Challenge angemeldet: 31 Tage lang täglich auf der Matte sein und mir Zeit für mich nehmen. Ich schätze diese Erfahrung sehr. Mein größtes Take-Away bisher war das Loslassen.
Das erste Mal begegnete mir der Satz „Lass los" in der Schlussentspannung. Ich ließ also meine Anspannungen los, ließ mich vom Boden tragen. Doch schnell wurde daraus mehr. Das Loslassen wurde eine Hingabe, ein Sein im Hier und Jetzt. Ich nahm den gegenwärtigen Moment bewusst war. Keine Gedanken an das, was kommen wird oder an das, was war. Einfach nur sein. Und das auch noch genießen.
Nach ein paar Tagen nahm ich den Satz in den aktiveren Teil meiner Yogapraxis auf. Die Asanas und Vinyasas waren herausfordernd. Sie verlangten viel Aktion und Konzentration. „Was, wenn ich hier auch mal loslasse?", dachte ich mir. Es war in erster Linie gar kein Loslassen auf der körperlichen Ebene, sondern vielmehr auf der mentalen Ebene. Ich begann mich von Idealen zu lösen, von einem Muss, einem Zwang, die Bewegungen perfekt auszuführen, tiefer in die Posen zu gehen, länger in ihnen zu verweilen. Ich machte es mir zur Aufgabe, mir und meiner Praxis täglich mit Offenheit, Neugierde und Gelassenheit zu begegnen, gespannt zu sein auf das, was mich auf der Matte erwartet, ohne Ansprüche zu stellen. Ich merkte, dass mein Körper und Geist nach und nach durchlässiger wurden und empfänglicher für das, was ist und was sein kann. Verbundenheit und Leichtigkeit stellten sich ein. Meine Posen wurden fast wie von selbst stabiler, ich konnte sie länger halten und mein Bewegungsradius weitete sich.
Beim Singen verhält es sich nicht anders.
Singen ist Schwingen, Vibrieren, Resonieren. Singen ist Bewegung, Lebendigkeit, Energie. Singen ist Ausdruck, Kreativität, Freiheit.
Unsere Stimme entfaltet sich, wenn sie nicht auf starre Wände trifft. Sie braucht Mitspieler und Mitschwinger in unserem Körper. Wenn wir eine feste Vorstellung haben, wie wir klingen wollen, wenn wir bemüht sind, „schön" zu singen, alles richtig zu machen oder zu gefallen, bauen wir unmittelbar unnötige Spannungen auf. Wir schränken unsere Stimme ein anstatt ihr den nötigen Raum zu geben. Wir verlieren die Verbindung zu unserem Selbst, zum Moment, zur Musik. Wir berauben uns unserer eigenen musikalischen und klanglichen Freiheit.
Je mehr wir versuchen, alles richtig zu machen, desto mehr stehen wir uns selbst im Weg.
Um im wahrsten Sinne des Wortes resonieren zu können, braucht es ein inneres Loslassen. Ein Loslassen von Erwartungen und Ansprüchen. Es braucht ein los Lassen, eine Offenheit für das, was in diesem Moment passiert. Ein Wahrnehmen von Körper, Atem und Stimme. Ein Nachspüren, welchen Raum sich die Schwingungen nehmen wollen und den Körper folgen lassen. Wenn wir die ausgewogene Balance zwischen Spannung und Durchlässigkeit finden, kreieren wir Resonanz. Unsere Stimme wird erfüllend, tragfähig, lebendig und sie wird berühren. Ganz selbstverständlich. Ganz natürlich. Ganz frei.
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